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Bielefelder Kinos
Das Capitol
Das „Capitol“ wird der dritte Neubau der Vereinigten Lichtspiele. Mitgesellschafter Wilhelm Bröker finanziert das Projekt direkter neben dem Geburtsthaus Murnaus in der Bahnhofstraße.
Von der Fassade her entspricht der repräsentative Neubau ganz dem nationalsozialistischen Monumentalstil. Der Saal fasst 1.000 Zuschauer, hat einen Balkon und eine exklusive Loge.
Ähnlich dem „Universum“ verfügt das „Capitol“ über eine große Bühne für Variete- oder Orchesterdarbietungen.
Feierliche Eröffnung ist im November 1936 mit dem Nazi-Propagandafilm „Verräter“, der der sogenannten „Volksaufklärung“ über die Gefahren militärischer Spionage dienen soll.
Fünf Jahre nach dem verheerenden Bombenangriff auf die Innenstadt öffnet das wiederaufgebaute „Capitol“ im Dezember 1949 wieder seinen Vorhang.
In Uraufführung läuft „Die Reise nach Marrakesch“ mit bekannten Schauspielern.
Der Rückgang der Zuschauerzahlen macht sich in den 1960er Jahren auch in Bielefeld bemerkbar. Die großen Häuser sind kaum jemals noch ausverkauft.
So überlegen die Vereinigten Lichtspiele 1965 einen Umbau des „Capitols“ in zwei Kinos. Im Parkett soll das größere Kino mit 650 Plätzen entstehen, auf dem Balkon ein kleineres für rund 300 Zuschauer.
Das Projekt zerschlägt sich zunächst, wird etwas verändert aber 1967 Wirklichkeit: Ins Erdgeschoss ziehen Geschäfte ein, das„Capitol“ bleibt in der ersten Etage mit 450 Plätzen. Aus der früheren Loge wird – hochmodern - eine Raucherloge. So war das damals.
Im Juni 1967 übernimmt Fritz Rothschild „Capitol“, „Palast“ und „Gloria“ von seinen einstigen Konkurrenten. Später pachten die Bochumer Filmtheaterbetriebe die Bielefelder Rothschild-Häuser. Rothschild will sich angesichts zunehmender Konzentration in der Kinobranche mehr der Werbefilmproduktion widmen.
In den nächsten fünf Jahren tut sich wenig in den sieben Häusern. Die Inneneinrichtungen verschleißen und gammeln vor sich hin.
Im „Capitol“ habe ich übrigens einmal kräftigen Applaus vom Publikum bekommen, als der Filmton mal wieder zu leise war und ich kurzerhand die Lautstärke selbst eingestellt hatte.
Erst Hans-Joachim Flebbe bringt 1987 frischen Wind in die Traditionshäuser. Nach einem erneuten Umbau macht er das „Capitol“ mit seiner inzwischen intim-gediegenen Atmosphäre zu einem der schönsten Kinotheater in Bielefeld. Auf ein Viertel der Sitzplätze verzichtet er.
Am „Capitol“ prangte seit 1976 eine Gedenktafel an Friedrich Wilhelm Murnau, die leider seit vielen Jahren verschwunden ist.
Im „Capitol“ erleben die Bielefelder Filmfreunde im November 1988 auch die erste Verleihung des Murnau-Preises an den französischen Regisseur Eric Rohmer. Die Initiative geht von der neu gegründeten Murnau-Gesellschaft aus. Die Bielefelder Bankenvereinigung stiftet den Preis.
Nach der Eröffnung von Flebbes „Cinemaxx“ und Kiefts„CineStar“ um die Jahrtausendwende wird es auch für das „Capitol“ eng, es rutscht in die roten Zahlen. Das Aus kommt im Februar 2001.
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