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Bielefelder Kinos
Atrium
Es gibt sie noch, die 50er Jahre Fassaden. Wie Tropfen an einer Wand hängen die Minibalkone am Haus in der Niedernstraße. Leider kaum beachtet. Dabei konnten dahinter 43 Jahre lang Besucher sich für zwei Stunden zum Lachen, Weinen oder Gruseln bringen lassen. Am 28. Juli 1955 wurde an dieser Stelle das Kino „Atrium“ eröffnet. Bezeichnenderweise mit dem Spielfilm „Wie werde ich Filmstar?“ mit Nadja Tiller und Harald Juhnke in den Hauptrollen. Ob sich die Bielefelder davon anstecken ließen, ist nicht überliefert. Aber der Andrang war so groß. Dass die Niedernstraße dicht war.
Das Kino war groß und glänzte mit einer gediegenen Ausstattung und allerneuester Technik. 772 Plätze, inklusive Balkon mit besonders bequemen Sesseln, die an den Komfort eines Stadttheaters erinnern sollten. Mit 12 Meter Breite zählte die Leinwand zu den damals größten in der Stadt. Die Technik war mit CinemaScope und VistaVision-Projektion samt 4-Kanal-Magnetton auf dem neusten Stand.
Bemerkenswert war das zweite Foyer im ersten Stock für die Balkonlogen. Hier gab es extra Platzanweiserinnen, eine zweite Garderobe. Buntglasfenster sorgten für exklusive Lichtstimmung. Für alle Fälle stand ein kleiner Konzertflügel bereit. Ob der jemals benutzt wurde? Alles war großzügig und luxuriös.
Schon der Eingangsbereich machte einen luxuriösen und festlichen Eindruck. Hier herrschten die Farben Gold und Blau vor, Neonlinien leiteten die Blicke der Besucher zum Foyer. Der Einlassportier begrüßte die Gäste und wies ihnen den Weg zur richtigen Platzkategorie.
Die beiden Kassenhäuschen waren hier rechts und links eingebaut und aufwändig gestaltet.Hier war das Reich von Waltraud Tornedde, die als schnellste Kinokassiererin Bielefelds galt. Wenn sie den Schalter öffnete, mussten die Gäste nicht mehr lange anstehen.
Nicht zu vergessen der Filmvorführer, der für eine ansprechende Darbietung des Programms sorgen musste und der Tonsteuerer, der die korrekte Lautstärke für das Publikum im Saal regelte.
Das „Atrium“ war der zweite Kinoneubau nach dem Zweiten Weltkrieg in Bielefeld. Bereits 1951 hatte Fritz Rothschild das „Astoria“ am Jahnplatz eröffnet.Das „Atrium“ sollte dem eher hochwertigen Film vorbehalten sein. Spielfilme wie Stanley Kubricks „Clockwork Orange“ oder „Der große Gatsby“ mit Robert Redford in der Hauptrolle hatten hier ebenso ihre Bielefeld Premiere wie in den Achtzigern der Star-Wars-Film „Das Imperium schlägt zurück“.
1998 schließlich kam das Aus: Rothschild hatte Grundstück und Gebäude verkauft. Es wurde zu einem Modehaus umgebaut. Letzter Film war Billy Wilders Komödie 1,2,3 von 1961. Liselotte Pulvers unvergleichliches Lachenhallte durch den vollbesetzten Saal.
Doch auch das Modehaus von Gerry Weber ist seit 2020 Geschichte. An seiner Stelle befindet sich seitdem das Fast-Food-Restaurant Peter Pane.
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